Die Internationalen Wochen gegen Rassismus wurden in diesem Jahr in Bedburg durch Aktionen des Projekts „Bedburg lebt Demokratie“ gestaltet. Vor allem Kinder und Jugendliche standen im Fokus der Angebote.

 

Antirassismus-Training über’s Theater

Zum Antirassismustag am 21.03.2022 hat die Partnerschaft für Demokratie Bedburg für die weiterführenden Schulen in der Stadt eine besondere Aktion geplant: das Forumtheater inszene e.V. hat die Aula des Silverberg-Gymnasiums besucht und dort für alle Siebtklässler der drei ansässigen Schulen gespielt. Zu zwei verschiedenen Zeiten konnten je ungefähr 90 Schüler*innen Teil des besonderen theaterpädagogischen Angebots sein.

Das Forumtheater arbeitet so, dass mehrere kleine alltagsnahe Szenen gespielt werden und dann gemeinsam mit den Schüler*innen besprochen wird, wie sich die Personen in der Szene wohl fühlen, was gut oder schlecht gelaufen ist und ob man etwas hätte anders machen können. Das Publikum wird direkt zum Mitdenken angeregt und sofern jemand eine Idee geäußert hat, auch direkt mit einbezogen. Schüler*innen konnten ihre Handlungsempfehlungen für die Figuren somit direkt selbst auf der Bühne ausprobieren und so auch feststellen, dass es durchaus mehr Mut bedeutet, jemandem die Gegenrede gegen rassistische Bemerkungen direkt ins Gesicht zu sagen, als diese als „Beobachter“ zu zu beratschlagen. Knapp 25 Schüler*innen wurden so dann auch immer mal wieder Teil der Szenen und haben den Ausgang der Geschichten verändert, Rollen anders interpretiert oder Lösungsansätze ausprobiert.

Die Szenen haben meistens in der Schule gespielt und es ging um Aspekte, die sehr nah an der Lebensrealität der Schüler*innen waren: Mitschüler*innen durften nicht mitspielen, wurden beleidigt oder es wurde hinter ihrem Rücken schlecht über sie geredet. Von Hautfarbe oder Namen wurde auf die Herkunft geschlossen, ohne wirklich zu versuchen, den Menschen dahinter kennenzulernen.

„Durch die Besprechung der Szenen und das Probieren verschiedener Möglichkeiten, in den Situationen zu reagieren, konnten die teilnehmenden Klassen viel für ihren Alltag mitnehmen – sowohl Mut, Zivilcourage zu zeigen oder Mitschüler*innen zu unterstützen, als auch mögliche Argumente, um rassistische Äußerungen zu entkräften.“, berichtet Stephanie Schoenen, externe Koordinierungs- und Fachstelle des Projekts „Bedburg lebt Demokratie“. Sie hatte zuvor gemeinsam mit Anna Noddeland, Stabsstelle Soziale Stadt der Stadt Bedburg und den Lehrer*innen der drei weiterführenden Schulen den Tag organisiert.

Nicht nur sie war begeistert, sondern auch die Schüler*innen, die teilweise auch auf ihren Feedback-Bögen zugaben, dass ihnen das sehr geholfen hat, da sie selbst auch rassistischen Äußerungen ausgesetzt sind in ihrem Alltag. Die begleitenden Lehrkräfte waren ebenfalls allesamt sehr zufrieden und begeistert, dass sich so viele Schüler*innen auch selbst auf die Bühne getraut haben. Besonders rührend war für das Ensemble des inszene-Theaters ein Junge, der mit dem Ausgang einer Szene nicht zufrieden war, bis sich die Figur, die eine andere beleidigt hatte „von ganzem, ganzem Herzen“ bei dieser entschuldigt hatte. Ein bloßes Einsehen ihres Fehlers hatte ihn noch nicht zufrieden gestellt.

 

Mal die Welt so bunt, wie sie ist!

 Für die kleineren Bedburger*innen gab es zwar kein Theater, wohl aber ein kleines Präsent: in allen Kindertagesstätten und Grundschulen sowie für alle fünften und sechsten Klassen wurden Pakete mit Hautfarbenstiften sowie Kopiervorlagen aus einem Malbuch für die Vielfalt verteilt. Je Gruppe sollten nun in Bedburg zwei bis drei Sets Buntstifte für die alltägliche Arbeit vorhanden sein, die es ermöglichen, Hautfarben realistisch darzustellen und nicht nur in „rosa“.

In der Martinusschule hat Bürgermeister Sascha Solbach die Buntstifte selbst vorbei gebracht. In seinen sehr klaren und kindgerechten Worten ermunterte er die Viertklässler, die die Stifte gemeinsam mit Schulleiterin Mirjam Herrwegen entgegengenommen haben, jeden Menschen so anzunehmen, wie er oder sie ist und nicht auf Äußerlichkeiten zu reduzieren. „Ich sehe, dass ihr hier schon viele Friedensbilder gemalt habt aufgrund des schrecklichen Krieges in der Ukraine. Aber wisst ihr, viele Kriege in dieser Welt werden dadurch ausgelöst, dass vorher Rassismus besteht und Menschengruppen ausgeschlossen werden. Deswegen wollen wir, dass schon die Ausgrenzung und der Rassismus hier nicht stattfinden.“, so der Bürgermeister der Stadt Bedburg.

Auch die anderen Einrichtungen waren sehr dankbar für das schöne Geschenk und wollen die Hautfarbenstifte in Zukunft immer wieder im Alltag nutzen und für spezielle Malprojekte zum Thema „Vielfalt“.