Die Stadt Bedburg hat seit Dezember 2020 eine Partnerstadt in Israel. Pardes Hanna-Karkur (hebräisch: פרדס חנה-כרכור) ist eine Stadt mit ca. 43.000 Einwohnern im Nord-Westen von Israel, zwischen Haifa und Tel-Aviv. Aufgrund der Corona-Situation hat die Partnerschaft bis Juli 2022 nur digital stattgefunden, aber nun konnte endlich der erste Besuch stattfinden, in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein Bedburg. Angereist waren Vertreter des Stadtrats und Personen mit persönlichen Beziehungen zu Bedburg; Hannah Monin, Enkelin vor Hermann Franken, der in Bedburg lebte und 1919 verstorben ist, Yossi Meiri, ihr Großneffe, der die Städtepartnerschaft von israelischer Seite initiiert hat und Daphna Arditi, Hannah Monins Tochter. Dabei war auch die Tanzgruppe Hora Aviv, die einen längeren Aufenthalt in Deutschland hatte, aufgrund eines Jugendaustausches mit der Stadt Halver.
Anna Noddeland, Leiterin der Stabsstelle Soziale Stadt der Stadt Bedburg, nahm die Gruppe in Empfang und am 26. Juli zeigte sie ihnen gemeinsam mit Bürgermeister Sascha Solbach die Stadt Bedburg.

Während des Aufenthalts ging es sowohl um die deutsch-jüdische Geschichte zur Zeit des Dritten Reiches, als auch um die Stadtgeschichte Bedburgs und aktuelle Themen mit einem Blick in die Zukunft. Der Geschichtsverein Bedburg ermöglichte Einblicke bei einer Stadtführung und begleitete die Delegation zum jüdischen Friedhof. Hier wurde eine bislang fehlende Bronzeplakette im Grabstein von Hermann Franken eingesetzt, die durch Zufall vom Stadtarchivar Bastian Möller gefunden wurde. In der bewegenden Zeremonie, die von vielen Menschen besucht wurde, sprach Yossi Meiri seinen Großvater im Grabe an, er berichtete von seiner Freude über die heute positive Beziehung der Bedburger zu seiner Familie und sein Land. Eine Sängerin aus Pardes Hanna-Karkur sang am Grab und zwei Tänzerinnen führten einen Contemporary Tanz auf, der viele zu Tränen rührte.

Bei einem deutsch-israelischen Kulturabend berichtete Hannah Monin über ihre Geschichte und die ihrer Familie. Sie beschrieb die Ausgrenzung, welche sie als kleines jüdisches Mädchen erleben musste, bis sie mit 11 Jahren nach der Reichspogromnacht geflohen ist. Die Geschichten ergriffen die Teilnehmer*innen so sehr, dass die Veranstaltung zwei Stunden länger dauerte als geplant. Insbesondere die Aushändigung eines Gebetsteppichs an Frau Monin, Yossi Meiri und Daphna Arditi, der seit der Flucht der Familie Franken im Jahr 1938 in den Händen der Bedburger Familie Gummersbach aufbewahrt wurde, führte auch bei der 94-Jährigen und allen Zuschauer*innen für tiefe Ergriffenheit. Hannah Monin ermunterte die Besucher*innen, Menschen auf der Flucht und Menschen, die verfolgt werden, immer zu helfen. Auch Yossi Meiri und Frank Gummersbach regten dazu an, sich weiterhin mit der Vergangenheit auseinander zu setzen und in Zukunft nie zu schweigen über Unrecht und niemals wegzusehen.
Ergänzend zu den Schilderungen der mit Bedburg verwurzelten Gäste, hat die Tanzgruppe Hora Aviv einen Aufritt dargeboten, der nochmals verdeutlichte, welche Bereicherung die Städtepartnerschaft auch im Hinblick auf israelische Kultur und gesellschaftliche Entwicklungen der aktuellen Zeit ist. Die Gruppe bot einen Mix aus Tänzen aller Welt an, zur großen Freude der Zuschauer*innen im Saal. Hier soll auch zukünftig ein intensiver Austausch stattfinden, ebenso wie Jugendaustausche in Gastfamilien und natürlich auch Gegenbesuche einer Delegation aus Bedburg. “Das war heute ein erster Schritt auf der neuen Brücke. Lasst uns die Partnerschaft im Herzen tragen!”, forderte Sascha Solbach, Bürgermeister der Stadt Bedburg.

Die Partnerschaft für Demokratie hat das Programm ermöglicht und wird auch in Zukunft Projekte zur deutsch-israelischen Begegnung und natürlich zur Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit in Bedburg unterstützen. Das intensive Treffen mit den Besucher*innen aus Israel hat bereits die Idee für ein Zeitzeugen-Projekt an den Start gebracht.

 

 

Weitere Informationen und Artikel zum Thema finden Sie unter folgenden Links:

Bericht im Kölner Stadtanzeiger

Mehrere Berichte zum Besuch der Tanzgruppe in Bedburg und Halver

Bericht von Seiten des Jugendaustauschs